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Touris in Gambia 

 

Der letzte Abend war abenteuerlich mit wenig Schlaf, dafür nerven-

aufreibend. Der Kaffee tat gut. Martin linste über die Zeitung hinweg.

Der Kontaktmann, welchen er treffen wollte, war nicht zu erreichen.

Nach Aussage der Rezeption hatte der Mitarbeiter des Hotels Urlaub, sollte aber in

den nächsten zwei, drei Tagen wieder zurück sein. Genaueres wusste der

Mitarbeiter nicht.

Martin und seine Frau hatten sich daraufhin zum Zeitvertreib an der Hotel-

rezeption einen Trip auf dem Gambia-River ins Landesinnere gebucht und

dieser sollte heute in Angriff genommen werden.

Schräg gegenüber beobachtete Martin ein Schauspiel der Sonderklasse.

Herr „Speck“ mühte sich auf der Terrasse seines Apartments, um

schuhtechnisch in die Pötte zu kommen. Martin nannte das Ehepaar ab

sofort interimsmäßig die „Specks“, weil jedes der beiden unförmig an-

zusehenden Gebilde mindestens zweihundert Kilo wog und ihre Haut

weiß wie reiner Speck war.

Na jedenfalls konnte sich Martin ein neckisches inneres Lächeln nicht verkneifen, als er Herrn „Speck“ zusah, wie er rumtrickste, um seine Wanderstiefel anzuziehen.

Mit hochrotem Kopf beugte er sich sitzend auf einem Stuhl zu seinem 

einen Schuh hinunter und versuchte, im Wippen den Schnürsenkel durch

die Löcher zu schieben. Das Wippen sollte wohl als befreiende Hebelwirkung dienen,

um der Schwerkraft ein Schnippchen zu schlagen, damit

so der Akt des Einfädelns besser gelänge.

Dieser Prozess dauerte mehrere Minuten und Herr „Speck“ unterbrach die

anstrengende Tätigkeit mehrmals unter lautem Stöhnen.

Nun setzte er sich aufrecht hin und schnaufte wie ein Wels auf dem Trockenen,

um erneut einen mutigen Versuch zu unternehmen. Aus seinem

obszönen Fluchen entnahm Martin, dass er die Schuld der peinigenden

Prozedur eindeutig dem Schuhverkäufer zuschob.

Martin verstand aus dem Gebrabbel etwa „Verfucht sei er, a scheißteures Zeugelis,

des was nix taugt …“ oder so ähnlich.

Schließlich hatte er den ersten Wanderstiefel mehr schlecht als recht zusammengebunden.

Nach einer kurzen inneren Einkehr stöhnte er befreit weiteres

Unverständliches in die Morgenluft und

benötigte nun eine erneute kleine Erholungsphase, um den Blutdruck,

welcher bei ihm sicherlich schon Schwindelgefühle auslöste, in einen er-

 

träglichen Zustand zu versetzen.

Nun war er so weit stabilisiert, dass er sich nach ausgiebigem Einatmen

von Sauerstoff dem zweiten Fuß widmen konnte, um Schusters Rappen

dort zu montieren, wo er hingehörte. Rein kam er, aber als er sich den

zu bearbeitenden Fuß auf den Schenkel seines anderen Beines legen

wollte, krachte es bedrohlich laut aus der Tiefe seines Allerwertesten he-

raus.

Erna: „Ja pfui Deif, di miassat ma amoi gscheid mit da Scheißhausbirschtn

durchramma, oida Schoasblodara, gschtingata.“ (Translater: ja pui Teufel, dich muss man mit der Klobürste mal richtig durchputzen, alte stinkende Furzblase)

Sogar das Gezwitscher der immer zankenden Spatzen und das „Gurru,

gurru“ der Tauben verstummten schlagartig.

Sofort war sein Fuß wieder auf dem gefliesten Boden. Sein Gesicht glich

einer überreifen Fleischtomate, die Augäpfel quollen beeindruckend her-

vor und er schrie:

„Erna, komm mal schnell her, ich hab a Problem mit dene Scheiß-Stiefeln.

Der, der an so an Mist erfunden hat, der gehört gnadenlos abgstraft. Koa

normaler Mensch kann a so a Graff da selber oziang.“

„Wos moanst, Heinz? Red net an so an Schmarrn daher.

Zu fett bist, zu fett und unbeweglich! Sport sollst machen.

Sport, wenigstens schwimmen.“

„Ja, ja, bist narrisch!? Schwimmen und Turnen ist gut für Gräber und 

Urnen, woißt doch“, konterte Herr Speck.

Martin überlegte sich kurz, wie es denn würde, wenn die tatsächlich auch

allen Ernstes mit auf die Drei-Tages-Tour gingen. Insgesamt sah er auf der

Hotelliste sechs Personen mit deutsch klingenden Namen und allzu viele

deutsche Urlauber konnte er in dieser Hotelanlage bisher nicht feststellen.

Doch das weitere Spektakel unterbrach seine fragenden Gedankengänge.

Erna wackelte wie eine Mastgans in einem nicht gerade vorteilhaften

rosafarbenen XXXXL-T-Shirt barfüßig mit blanken Beinen auf ihren Gat-

ten zu: „Kimm, Heinz, schwing deine Haxen, wir müssen fertig werden,

damit wir noch was zum Frühstück kriegen, bevor es in die Wildnis

geht.“

Dann schnürte sie mit Schmackes seinen einen Wanderstiefel,

hielt kurz inne und deutete auf den anderen: „Na gib schon her, so

geht´s ja gar net, so gschlampert, wie der bunden is, des is ja net zum 

Oschaugn.“

Sie werkelte und schaffte. Nachdem Heinz gerichtet war, fragte sie ihn:

„Hast deine Tabletten scho einipfffen? Na, hob i´s ma denkt, kimm eini,

packma´s und dann hilfst mir ins Gwand, gell!?“

Frau „Speck“ zog ihren Gatten aus dem Stuhl und er trottete etwas be-

nommen hinterher.

Heute Morgen war Martin zum Frühstück mit der beschriebenen Öko-

Familie einer der Ersten und die „Specks“ hatten noch etwa eine knappe

Stunde Zeit, sich was hinter die Kiemen zu hauen, bevor es die Tour ent-

lang des Gambia-Rivers hinaufgehen würde. Vorausgesetzt, dass sie sich

für die Tour entschieden hatten. Zumindest sah es bei ihnen nach einem

Ausfug aus und die Chancen standen gut, bald ihre Gesellschaft näher

kennenzulernen.

Den einen Zeitungsartikel las Martin zu Ende, ging zum Kaffeeautomaten

und mischte sich nochmals einen Milchkaffee. Als Martin sich an seinen

Platz begab, waren die „Specks“ auch schon im zügigen Anmarsch.

Von oben bis unten in sandfarbene Jack-Wolfskin-Klamotten gehüllt,

wackelte das bajuwarische Expeditionscorps schnurstracks zu Martins

Tisch. Auf den Häuptern hatten sie Kappen mit Nackenschutz wie in der

frühen Zeit der französischen Fremdenlegionäre der Saharienne.

Erinnerungen an den Streifen „Laurel und Hardy in der Fremdenlegion“ wurden

lebendig.

Herr „Speck“ hatte einen für diese Tour nach Martins Geschmack recht

großen Trolley, sie eine recht große Reisetasche als Gepäck dabei.

„Hallo, du kimmst doch a aus Deutschland. Derf ma uns bei Ihnen hinsetzen, mir

woll’n heut den Gambia-River auffahren, gell, Heinz?“

Dieser nickte brav und schon saßen die beiden Afrikareisenden

auf den Plastikstühlen Martin gegenüber.

„Geh zua, Heinz, bring a Brotzeit her und an Kaffee. I pass so lang aufs

Gepäck auf. Bei dene Schwoarzen kannst es nia wissen. Nedamoi in

München trau i dene. Gell? Wissen S’, mir san da vorsichtig. Ach übrigens,

 

der da, wo’s Frühstück holt, ist mein Mann und heißt Heinz und i bin die Erna.

Wie heißt denn du?“....

 

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Über Facebook bekam ein gewisser Martin Stengele, den
wir aus dem Wendezeitroman `Wild Wild Ost´ bereits kennen, Kontakt zu einem gleichaltrigen User aus Gambia. Ihre Väter mussten sich in einem kleinen Örtchen namens Dien Bien Phu, nicht weit von China und in der Nähe von Laos begegnet sein. Damals in der Schicksalsschlacht 1953 oder 1954 hatten sie möglicherweise Kontakt zueinander.

 

Um den redlich verdienten Urlaub zu verbringen und dabei seinen Wissensdurst zu stillen, packte ihn eine treibende Neugier. Mit seiner Frau flog er nach Westafrika um seine Facebook-Bekanntschaft zu treffen und Zeitzeugen zu befragen.


 Wenn reisewütige Repräsentanten aus Deutschland
unterschiedlichen Alters, im kleinsten Urlaubsland Afrikas ihren Urlaub verbringen, dann kann man davon ausgehen, dass dies einen respektablen Durchschnitt der bundesrepublikanischen Urlaubskultur wiederspiegelt.


 Doch gibt es im schwarzen Afrika viele Gefahren und viele Fragen:


 Können wir davon ausgehen, dass der Gastgeber seine Gäste aus der sogenannten ersten Welt, als gleichberechtigte Rasse begrüßt oder trifft es auf Arroganz und Hochmut?


 Gibt es im eingeklemmten Land zwischen dem Senegal gefährliche Löwen und Hyänen, die
etwas von dem weitgereisten weißen Speck abhaben wollen oder sind dies nur Hirngespinste
touristischer Prahlereien?


 Wenn Flusspferde Touristenboote rammen, sind dies dann mörderische Bestien oder beschützen die Elterntiere nur ihren Nachwuchs?


 Verspeisen dort im Land entlang des Gambia-Flusses die Menschenfresser am liebsten Vegetarier oder doch nur richtiges Fleisch?


 Kann man als ausländischer Gast dem einheimischen Hotelangestellten einen Plastiksack voll Schwarzgeld anvertrauen oder verschwindet er und war mal längste Zeit
einheimischer Hotelangestellter?


 Kann man Krokodile streicheln oder ist man hinterher dem Orthopäden ein guter Freund?


 Können sich Affen am Tisch benehmen oder gehen sie lieber Angeln?


 Ist man Moskitoangriffen schutzlos ausgeliefert oder kann man sie mit einem Ventilator bekämpfen?


 Waren Sklavenjäger Sportskameraden oder der Polizeichef nur ein Spielverderber?


 Sind große Ansammlungen von Steindildos Fruchtbarkeitssymbole oder sind die Megalithen kosmischen Ursprungs?


 Sind Schalker immer nur Königsblau oder sehen Tunten alles nur durch eine rosa Brille?


 Eignen sich Briten als Darwische oder besser als Freischneider?


 Sorgt Natural Viagra für einen strammen Max oder macht es dich matt?


 Gibt es einen Schlüssel in die Vergangenheit oder gibt es für Kinder nichts zu essen?


 Sind die Malariaviren tatsächlich so groß, dass man sie mit dem bloßen Auge sehen kann oder wurde im Fieber fantasiert?


 Gibt es einen deutschen Drillmaster für Gambias Marines oder existiert General von Lettow-Vorbeck noch?


 Treiben tote Seelen vor Afrikas Küste oder leben Seefahrer in hölzernen Masken?


 Kann man leben wie Gott in Gambia oder nur benehmen wie Narren aus Alemannia?


 Lächeln gambische Gefangene gerne im Knast oder ist Steve Urkel nur ein Double?


 Sind Bumster gute Schnellläufer oder mögen sie kein Wasser?


 Darf man deutsche Polizisten winken oder ist man dann in Afrika?


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